Licht 

 

Gott trennte Licht von Finsternis und: „es wurde Licht“. Nun können wir also etwas sehen. Mit dem Hubble-Teleskop sehen wir Quasare aus der Zeit vor 15. Mrd. Jahren und mit Transmissions-Mikroskopen die Quarks als die kleinsten Dinge dieser Schöpfung. Licht wurde in allen Kulturen sehr unterschiedlich gedeutet. Das Licht Gottes war in Mystik und Religion eine innere Erleuchtung. Für Echnaton war  die Sonne das Licht des Sonnengottes Aton. In Platons Höhle steht Licht für die Erkenntnis des philosophischen Denkens. Euklid glaubte noch, dass im gesamten Prozess des „Sehens und Wahrnehmens“ ein Sehstrahl von primärer Bedeutung war. Bei Huygens wurde das Licht zu physikalischen Wellen und bei Newton wurden daraus Teilchen. Für Goethe entstand aus Licht erst im Gehirn die Harmonie der Farben. Mit Maxwell wurde Licht zu elektromagnetischen Schwingungen und seit Einstein sind es Photonen, die heute als mathematische Formeln die Quantendynamik beschäftigen. Röntgen-, Radio- oder Gammastrahlen müssen wir aber erst wieder technisch in unser Licht übersetzen, um es zu sehen und zu erkennen. Das ist dann aber nicht das Licht Gottes (was auch immer wir darunter verstehen), sondern unser eigenes.  

 

Licht selbst bleibt unsichtbar. Der leere Raum ist daher nicht nur dunkel, sondern auch von Licht erfüllt, das die Materie beleuchtet. Wir haben aber nur Augen für Formen und Farben, die im direkten Sehstrahl für uns sichtbar werden. Wenn das Licht des Kosmos also Wahrnehmung ist, mit dem sich jede Art von Materie verständigt, dann ist Wahrnehmung der Kehrwert von Wirkung. In der Antike erkannten die Griechen diese Art Wahrnehmung als Sehstrahl, der vom Auge ausgeht und zur Idee wird.  

 

Diese Vorstellung – so eine Art Taschenlampe mit Rückspiegel – führte natürlich mit den heutigen Wellentheorien zur Verwirrung, weil wir Licht als Materieteilchen deuten, die außen von Messinstrumenten wahrgenommen werden. Damit ist Bewusstsein und Wahrnehmung nach aussen auf Objekte verlagert. Wir nennen es daher objektiv und berechnen Objekte dann objektiv als Kraft oder Energie.  

 

So wurde aus dem Licht der ER-leuchtung Innen, ein Licht zur BE-leuchtung Außen

 

Das ist aber nicht ausschließlich das, was im Kosmos geschieht und vor allem nicht das, worum es bei der Suche nach unserem eigenen inneren Licht geht. Wenn ich einen Strich mache, dann ist da ein Strich. Wenn ich „Tempel“ schreibe, dann sind da 6 Zeichen, was jedes Säugetier mit Augen physikalisch sehen kann. Das ist schon alles, was mit Symbolen geschieht. Für Pflanzen, Tiere und auch für die meisten Menschen sind diese Zeichen ohne irgendeine Bedeutung. 

 

Licht verbindet Innen und Außen, das Gesehene mit dem Sehenden. 
Das Auge ist das Fenster nach innen, wo Licht durch Bedeutung zu Bewusstsein wird. Erst der Sehende gibt diesen Sinnesdaten eine Bedeutung. Dinge, die für uns keinerlei Bedeutung haben, sehen wir nicht bewusst. Das bedeutet, dass diese Dinge für uns einfach nicht existieren. Weil so etwas wie Bedeutung und Bewusstsein in keiner der vielen Formeln vorkommt, muss auch jede mathematisch-physikalische Wissenschaft für Sonnenaufgang, Regenbogenfarben und Kerzenlicht blind sein. Die Wissenschaft hat im Kosmos nicht die Dinge geändert, sondern die Bedeutung der Dinge. Ohne ethische und moralische Werte hat das zu einer physikalischen Religion der Nützlichkeit geführt. Oder einfacher: 
Otto Hahn entdeckte zufällig die Umwandlung von Atomkernen und die Militärs entdeckten dann gezielt die Nützlichkeit von Atombomben.
Von Otto Hahn 1938 bis Hiroschima 1945 vergingen nur 7 Jahre.   

 

Dass sich auch unser Leben im Allgemeinen nur in Platons bekannter Höhle aus dem Höhlengleichnis abspielt, verdeutlicht die Interpretation der Platonischen Erkenntnistheorie:
“Das menschliche Dasein ist so beschaffen, dass die meisten Menschen die Höhle niemals verlassen werden. Die meisten Menschen merken nicht, dass sie im Reich der Schatten leben, weil sie sich den Bedürfnissen ihrer Körper unterwerfen. Während sie sich frei zu sein wähnen, sind sie mehr denn je Gefangene der Verhältnisse …“  

 

Ist ein solches Dasein nicht ein schlechtes Stück, in dem wir die meiste Zeit keine Rolle spielen, es sei denn die des Zuschauers? Verharren wir angesichts eines Schattenspiels meist nicht in kindischer Tatenlosigkeit? Vor allem im Zeitalter des Fernsehens?… Ob es sich nun um „Fiktionen“ oder um „Nachrichten“ handelt, wir sind weniger denn je in der Lage, uns den Bildern zu entziehen, die vor unseren Augen vorüberziehen. Im Übrigen übertrifft die Realität häufig bei weitem die Fiktion. Wozu also dem Realen Bedeutung beimessen? Warum gegen die Trivialität des Alltags ankämpfen, wenn das Paradies in der Künstlichkeit liegt? Platon hatte es genau gesehen: Die Gefangenen leiden nicht mehr an ihren Ketten – sie erfreuen sich ihrer sogar!  

 

Außen und Innen sind Gegensätze, die sich gegenseitig bedingen. Wir können kein Außen ohne ein Innen definieren, kein Licht ohne Finsternis und kein oben ohne unten. Damit haben wir wohl schon ein wesentliche Prinzip des Kosmos erkannt, egal ob wir es Gegensatz, Kehrwert, polar, digital, plus-minus, yin-yang, Objekt-Subjekt oder sonst wie benennen. Indem wir es benennen, schaffen wir aus der Einheit eines Phänomens erst die vielen Zweiheiten, die dadurch 
erst zu einer objektiven Wirklichkeit werden. Oder einfacher: Ein Urlaub wird zum Urlaubsfoto, das wir objektiv untersuchen können. 
Jetzt können wir Maß, Gewicht, Farbe, Brennwert usw. feststellen und erhalten dadurch ein objektives Bild – jedoch vom Foto, nicht vom Urlaub als Erlebnis. 

 

Ein Außen erhält erst Innen seine Bedeutung oder einen SinnErleuchtung heißt „eine Bedeutung sehen.“ Sinnesorgane machen also nur dann Sinn, wenn ein Sinn erkannt und eine Bedeutung gesehen wird. So sind eigentlich alle großen Entdeckung durch innere Eingebung zu zentralen Ideen geworden, die sich dann nach außen durch Handlungen präsentieren und dabei Werkzeuge benutzen wie Gebet, Gesang und Tanz oder Worte, Bilder und Zahlen usw. Die mathematisch-physikalische Sichtweise beleuchtet und berechnet das Außen mit Symbolen, Formeln und Modellen und sucht
dann in den eigenen Modellen nach einem Sinn. Sie verlegt Bedeutung oder Sinn ins Aussen in die Werkzeuge.  

 

»Erleuchtung« wird beschrieben als ein bewusstes Erlebnis von Licht, als die Erfahrung des Wesens allen Seins, in der der Erfahrende und das Erfahrene absolut eins sind. Das Licht Innen können wir aber prinzipiell nicht so beschreiben, dass es Außen verstanden wird. Alle unsere Begriffe wie Mystik, Religion, Gott, Unendlichkeit, Nirwana, Zen und Satori usw. – beschreiben diese Heureka-Erlebnisse „ich hab’s gefunden“ als Objekte aussen und somit genauso präzise, wie ein Kind mit „aua“ seine Zahnschmerzen beschreibt. 
 

 

Deshalb bleibt uns zur Beschreibung zwangsläufig nur der Weg der Innenschau, denn jede Veränderung Innen wird automatisch Materie im Außen. Die Suche nach dem inneren Licht beschreibt die Suche nach unsere Seele, nach unserem göttlichen Funken. Also das  immerwährende und niemals endende Licht in uns. Diese Suche ist ein Weg von der äußeren Dunkelheit der Unwissenheit in das innere Licht der Weisheit, Liebe und Freiheit. Die Aufgabe eines jeden Menschen ist, sich selbst zu finden, sich selbst zu leben und in der Schwere der Dimension das innere Licht zum Leuchten zu bringen. Die Aufgabe besteht darin, zu lernen,  dass man wertvoll ist für sein eigenes Leben und seine eigene Seele. Dass man wichtig ist, dass man nur und ausschließlich für sich selbst, für die  eigene Weiterentwicklung die volle und alleinige Verantwortung trägt. Die Aufgabe ist ganz und gar authentisch man selbst zu sein, zu lernen und zu wachsen, damit man den Rückweg antreten kann in die Unendlichkeit des wahren Seins. Was müssen wir also lernen in der Innenschau? Was haben wir bereits gelernt und wo müssen wir hin? Um diese Fragen beantworten zu können müssen wir uns ganz klar deutlich und bewusst machen: Wir müssen: Gar nichts. Unser Lebensweg liegt jeden Tag in jedem Augenblick ganz neu vor uns und wir dürfen uns entscheiden – immer wieder neu – wo wir hin wollen und was wir lernen möchten. Wir alle entscheiden in jedem Augenblick unseres Seins ob wir glücklich oder unglücklich sein wollen. Die Umstände, in denen wir leben, schaffen wir uns selbst. Deshalb ist die Suche nach dem inneren Licht immer eine Suche nach dem Weg zurück zu uns selbst.  

 

Leider ist es oft viel einfacher unter Schmerzen aufzuwachen, als in Freude. Warum machen wir  es uns selbst so schwer? Wissen wir nicht, dass wenn wir  nicht voll und ganz glücklich sind, zwangsläufig unglücklich und ganz weit von  uns selbst, von unserem inneren Licht entfernt sind? Denn: Unglücklich sein ist die Abwesenheit vom Licht. Entdecken wir unser Licht und alles wird leichter und schöner werden. Wir haben sehr viel davon in uns. Lernen wir uns selbst zu lieben und in allen Lebenslagen und eigenverantwortlich zu uns zu stehen. Dann sind wir in der Lage unseren Mitmenschen zu lehren, was es heißt im Glück, sprich in der Einheit mit unserem Selbst zu leben. Wenn unser inneres Licht leuchten darf, werden wir zu einem Kraftfeld für uns selbst und unser Umfeld.  

 Autor: Holger Fuchs

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Bild: pixabay.com
 

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